Wisst Ihr eigentlich, was Diktatur bedeutet?
Wisst Ihr eigentlich, was Unmenschlichkeit mit den Menschen macht?
Die Senioren Union (SU) Erzgebirge auf den Spuren verurteilter politisch inhaftierter Frauen in der Gedenkstätte Frauenzuchthaus Hoheneck in Stollberg am 14.11.2024
Auf diese Fragen und mehr gab es an diesem Nachmittag Antworten. Beklemmend waren die Eindrücke, die uns bereits beim Ankommen überwältigten. An diesem grauen nassen Novembertag, der für diesen Anlass wie gemacht schien, gingen wir durch das einzige große stählerne Tor hinein in den früheren Gefängnishof von Hoheneck, umrahmt von uns erdrückenden Fassaden, die von kleinen vergitterten Fenstern durchbrochen waren. Einige davon trugen zusätzlich angebrachte Eisenplatten, die das Tageslicht weitestgehend abzuschotten versuchten. Es waren Dunkelzellen, die für besondere „Erziehungsmaßnahmen“ an Gefangenen genutzt worden waren, wie wir später erfuhren.
Im neu gestalteten Foyer des Eingangsbereiches der Ausstellung, die zugleich die Phänomenia – eine Lern- und Erlebniswelt für Kinder – beherbergt, begrüßte uns Frank Vogel, Landrat a. D., Kreisvorsitzender der SU Erzgebirge und amtierender Landesvorsitzender der SU Landesverband Sachsen. Etwa 50 Mitglieder und Interessierte der SU waren gekommen. Weitere 30 Anmeldungen konnten aus Kapazitätsgründen an diesem Nachmittag noch nicht berücksichtigt werden, da die einzelnen Führungen lediglich eine gewisse Personenanzahl zulassen. So wird es demnächst einen zusätzlichen Termin geben. Die erfreulich hohe Resonanz zeigte, dass das diesmal gesetzte Thema aktueller denn je erscheint.
Der wissenschaftliche Mitarbeiter der Ausstellung Herr Waldhelm gab einen sehr interessanten geschichtlichen Einblick.
Kurz zusammengefasst: Das heutige Gebäude steht auf den Grundmauern eines Jagdschlosses aus dem 16. Jahrhundert. Im Jahr 1862 wurde es als Sächsisches Zuchthaus errichtet, das als Haftanstalt für Frauen und Männer diente. In den verschiedenen Zeitepochen gab es eine wechselvolle Nutzung entsprechend der vorherrschenden jeweiligen politischen Verhältnisse.
1950 wurden durch Sowjetische Militärtribunale 1.200 Frauen aus den Speziallagern Bautzen und Sachsenhausen hierher verbracht. Etwa 50 Kinder wurden hier geboren. Ursprünglich war das Zuchthaus nur für 600 Häftlinge ausgelegt. Es entstand eine chronische Überbelegung mit weitreichenden negativen Folgen insbesondere für die Gesundheit der Inhaftierten. Hoheneck wurde zum zentralen Frauengefängnis der DDR.
Nach der politischen Wende, ab 1990, wurde das Objekt gemischt belegt. Im Jahr 2001 wurde die Haftanstalt geschlossen.
Das ehemalige Frauenzuchthaus Hoheneck steht in nationaler Bedeutung insbesondere für die Auswirkungen der SED-Diktatur. Es geht um die Frauen, die aus politischen Gründen zwischen 1950 und 1989 zu Unrecht eingesperrt, drangsaliert, gefoltert und auch zu Tode gekommen sind.
Herr Waldhelm führte uns anschließend im Wechsel durch die Ausstellung sowie ausgewählte Bereiche des Gefängnistrakts.